Archive for August 2014

Anna








Freedom: My blue Bike

GER: Ich bin genervt. Es regnet jeden Tag. Seit ich hier bin habe ich noch keinen Tag erlebt, wo es mal nicht geregnet hat. Und heute regnet es ganz besonders. Ich habe angefangen diese Sätze zu schreiben da fängt es auch noch an heftig zu gewittern und wie aus Eimern zu gießen. Was für ein ungemütlicher Tag.
Die Küche und das Wohnzimmer sind leer, wahrscheinlich haben sich meine anderen Mitbewohner auch in ihre Zimmer verkrochen und schlafen.
Ich denke daran, was ich an so einem grauen Tag in Berlin wohl machen würde. Eigentlich auch nichts anderes außer zu Hause mit dem Laptop auf dem Schoß im Bett rumliegen. In Berlin liebe ich diese Tage. Hier fühl ich mich gerade nur einsam. 
Doch ab und zu habe ich Glück und für einen kleinen Moment scheint hier dann mal die Sonne. Diese Momente koste ich aus: Ich renne runter zu meinem blauen Fahrrad und fahre einfach los. Ziellos. Wohin ist doch egal, denn zu entdecken gibt es genug.  Mein blaues Fahrrad: Es steht für Freiheit und Unabhängigkeit. 


ENG: I’m so annoyed. Since I’ve arrived, it’s been raining everyday. And today it’s raining even harder. And as I write these sentences, I think I can even hear thunder – one could definitely say it’s raining cats and dogs. The kitchen and living room are empty. The weather has kept all my other housemates tucked away in their rooms. I’m thinking about what I would do in Berlin if the weather was as bad as it is now. Probably just the same – sitting in my bed with my laptop and hanging around. I really enjoy these kinds of rainy days when I’m in Berlin. But here in Amsterdam, I’m just feeling lonely. For me, it’s really hard to move out from home and to leave all my friends and family. I’m still very homesick, I think. But sometimes, maybe just for a few minutes, I’m lucky and the sun is shining. I always have to use these moments! I’m gonna run downstairs to my blue bike and start cycling. Directionless. Wherever I go, it doesn’t matter, because there are enough new things to explore. At these moments I finally feel happy and free. To me, this blue bike stands for independence and freedom.

Welcome to Amsterdam




















The first day

Ein super netter Koreaner, der jetzt mein Nachbar ist, hat mir geholfen, meinen Koffer auf mein Zimmer zu tragen. Zu Hause in Berlin hab ich schon Theater gemacht, dass dieser Koffer von Aldi nicht nur zu klein ist, sondern auch irgendwie total klapprig aussieht. „Ja Lani, sei einfach vorsichtig, wenn du ihn ziehst.“ Nach gerade mal 10 Minuten hat der arme Koreaner es geschafft, den Billigkoffer zu schrotten und hat den Plastik-Henkel abgerissen. Der tut mir Leid, er fühlt sich jetzt total schuldig und bringt mir seit dem als Entschädigung immer Muffins mit und lässt mich sein W-Lan mit benutzen. 
Aber schön, dass es hier schon Bettdecke und Laken gab, die auch noch ungeöffnet in ihrer Originalverpackung waren. Da weiß man wenigstens, dass die frisch sind. Scheiße nur, dass die Decke nicht viel dicker als 4-lagiges Toilettenpapier ist und ich demnächst mir vermutlich ne neue Bettdecke kaufen muss, weil ich sonst nachts erfriere. Ist halt Kacke, weil jetzt schon wieder Kosten anfalle, die nicht unbedingt hätten sein müssen.
Ich frage mich auch, wovon ich mich jetzt 1 Semester lang ernähren soll. Zum Kochen bin ich zu faul und Essen kaufen ist auch ziemlich teuer. Zu Hause brauchte ich ja nur in die Küche gehen. Heute ernähre ich mich von einer Schale Weintrauben, die ich unterwegs gekauft habe. Ich hoffe der Koreaner hat immer noch so ein schlechtes Gewissen, vielleicht kocht er dann wieder was. Und die nächsten 6 Monate dann auch. Ne Scherz, ich will ihn ja nicht ausnutzen. Jetzt wirds endlich was mit „Skinny Girl, Hip Bones und Thigh Gap“ bei mir. 
Hier ganz in der Nähe ist ein Flughafen, weshalb alle 5 Minuten ungefähr ein Flugzeug über uns rüberfliegt. Am 1. Tag war ich noch total fasziniert davon, wie nah sie noch über der Erde sind. Mittlerweile bin ich fast am durchdrehen, weil ich schon Gänsehaut bekomme, wenn ich das Flugzeug von weitem kommen höre.
Das Gebäude, in dem ich wohne, wird liebevoll „Communist Building“ genannt, weil wir hier die Küche, Waschraum und Sanitären Anlagen teilen müssen. Zudem ist unsers auch von allen am herunter gekommensten. Die anderen Häuser werden normal nach ihrer Außenfarbe benannt „Green Building“ oder „Yellow Building“. Zur Zeit finde ich es noch ganz witzig, dass der Wasserhahn fast auseinander fällt und dass mein chinesischer Mitbewohner ab und zu mit offener Tür pinkelt. Ich bleibe ja nicht für immer hier und umso mehr freu ich mich dann auf mein luxuriöses zu Hause in Berlin. 






The Adventure begins

GER: Es ist 04:30 und ich sehe schon fremde Ortsschilder. Ich komme langsam zu mir und merke, dass ich aus der Fresse nach Morgenatem stinke. Daraus schlussfolgere ich, dass ich es anscheinend geschafft hab ein wenig zu dösen. 10 Stunden Busfahrt klingt super beschissen, ist es auch definitiv. Aber war mit nur 29€ der günstigste Weg, um von Berlin nach Amsterdam mit genügend Gepäck zu kommen. Eigentlich sollte der Bus W-Lan haben. Gabs dann aber leider doch nicht, wäre ja auch viel zu schön gewesen. Aber ich kann eh nicht während der Fahrt lange auf einen Bildschirm starren oder ein Buch lesen, weil mir sonst schlecht wird. Stattdessen läuft die ganze Zeit über das nervige Radio, habe mich aber nicht getraut den Fahrer zu fragen, ob er das ausmachen kann. Hinter mir sitzt einer, der die ganze Zeit im Schlaf beim Atmen ein Pfeifgeräusch durch die Nase erzeugt. Ohropax regeln das, aber leider auch nur unzureichend.
Ich merke, dass meine Nase irgendwie eingefroren ist und denke mir, dass ne kleine Decke ganz nice gewesen wäre für die Fahrt. 
Im Bus sitzen einige Klischee-Kiffer, die schon danach aussehen, als wenn sie ein paar Tage in Amsterdam bisschen „chillen“ wollen. Und unter all den Leuten sitze ich: ne crazy Asiatin, die die ganze Zeit rumheult und viel zu viel Gepäck dabei hat. Von allen bin ich wahrscheinlich auch eine der wenigen, die nicht nach Amsterdam fährt, nur um sich zu zurauchen. 
Vor der Abfahrt sind meine Eltern immer wieder zu mir in den Bus reingerannt, um zu checken, ob alles in Ordnung ist. Mutti therapiert mich damit, dass ich auf meine Wertsachen aufpassen soll und Daddy hängt mir meine Jacke auf. Mensch Leute, ich werde bald 21. „Ich krieg das schon alleine hin“ will ich sagen, aber in diesem Moment frage ich mich, ob ich eigentlich wirklich schon reif genug für sowas bin.
Ja Lani, heul jetzt noch ein bisschen rum im Bus, solange es noch niemanden interessiert. Aber danach reiß dich zusammen, du bist gleich da. 





ENG: It’s 4:30am and I can already see foreign language street signs. I slowly wake and notice that I’ve got some lovely “morning breath,“ so I must have finally snoozed for a bit in the bus. Taking a bus for 10 hours sounds horrible but with just 29€, it was the cheapest way to get from Berlin to Amsterdam and you can take as much luggage as you want. With promises of free Wi-Fi on the website, the trip shouldn’t be too bad – but of course it was too good to be true, it didn’t work. But never mind, I can’t stare at a screen or read a book whilst driving due to a bad case of carsickness. The radio played the whole time, which was really annoying but I was too shy to ask the driver if he could switch it off. And of course, someone behind me snored loudly the whole time. My nose was a little cold, and a small blanket would have been a great idea – seems like summer was already ending. In the bus there were a lot of the stereotypical stoners heading to Amsterdam to take advantage of all the weed there. And then, amongst al these people there is me: the crazy Asian girl crying the whole time and with way too much baggage. I was probably the only person on the bus travelling to Amsterdam to study and not just for a drug-taking holiday. Before the bus left, my parents were constantly running on to the bus to check whether everything is fine. My dad hung up my jacket while my mum kept reminding me to take care of my valuables. I wanted to say: “Mom, Dad – I’m old enough to do it by myself!“ But, thinking about going to live in a different country by myself, I wasn’t sure if it was true. I definitely don’t feel mature enough. So I told myself, “You can cry on the bus, no one cares. But once your arrive, no more!”

Laura und die Katze



Als ich mit Laura Fotos gemacht hab, kam einfach ne Katze auf uns zu. Die hatte anscheinend richtig Bock sich von 2 geilen Girls streicheln zu lassen und lief immer abwechselnd mal zu Laura und mal zu mir. Ist mir noch nie passiert, dass eine fremde Katze so zutraulich war! Süüüüüüüüßßß

Das ist jetzt meine letzte Woche in Berlin und jeder Tag ist bei mir schon durchgeplant. Die letzten Tage müssen ja sinnvoll genutzt werden, dabei will ich am liebsten eigentlich nur zu Hause sein und hartzen. Letzte Woche hatte ich auch noch eine allergische Reaktion auf irgendwas bekommen und meine Hände fingen an zu jucken. Kurz danach dann auch mein ganzer Körper. Ich bin dann zum Hausarzt, der mir erstmal Allergietabletten verschrieben hat, aber er konnte mir nicht genau sagen, was der Grund sein könnte.
Passt natürlich sowas von super duper nicht gut ins Timing, weil ich nächste Woche schon nach Amsterdam fahre und für nen Allergietest die Zeit nicht reicht. Jaja, Zeit. Die vergeht grad viel zu schnell. Weniger als 1 Woche und ich bin schon weg. Retarde da allein durch Amsterdam auf der Suche nach meinem Campus und vielleicht ein paar Holländern, die mir zeigen könnten, wo es die besten Pommes der Stadt gibt. 

Portrait: Laurio





Das ist Laura. | Sie ist nicht wie jede andere. Laura ist eine, mit der du Bier trinken und um die Wette rülpsen kannst. Aber Mädchensekt trinkt sie auch ganz gerne. Mit ihr kann man über jeden und alles lästern. Laura kann manchmal richtig ausrasten, wenn es um Fußball oder League of Legends geht. Da weiß ich manchmal nicht, was ich dazu sagen soll, weil ich keine Ahnung hab, wovon sie da redet. Ich höre mir aber trotzdem gerne an, wie sie jeden als H*sohn beschimpft. Manchmal habe ich Angst, dass wenn sie zu oft so aufbrausend und cholerisch ist, sie eines Tages einen Herzinfarkt erleidet. Ich mag das aber an ihr, sie ist halt nicht wie jede andere. 

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